Meinungsmacht per Algorithmus: Wie Elon Musk seine Interessen auf X pusht

Dass Elon Musk kräftig Wahlkampf für Donald Trump gemacht hat, ist kein Geheimnis. Dass er als Eigentümer der Social-Media-Plattform X (ehemals Twitter) aber auch die Sichtbarkeit von politischen Inhalten massiv beeinflusst hat, war bisher zwar gefühlt, aber nicht belegt. Eine australische Studie liefert nun Hinweise, dass Musk die Algorithmen auf X gezielt zugunsten seiner eigenen politischen Interessen verändert hat. Die Untersuchung, durchgeführt von Forschern der Queensland University of Technology und der Monash University, weist auf eine pro-republikanische Verzerrung hin – vor allem zugunsten von Elon Musk, der die Plattform seit 2022 leitet.

 

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X Corp.

Steigende Reichweite für Elon Musk

Die Forscher Timothy Graham und Mark Andrejevic haben Musks persönlichen X-Account genauer unter die Lupe genommen und festgestellt, dass seine Beiträge nach dem 13. Juli 2024 – dem Tag, an dem er seine Unterstützung für Donald Trump offiziell bekanntgab – einen Reichweitenanstieg von über 138 Prozent verzeichneten. Dieser Effekt blieb konstant – Musks Posts waren auf X allgegenwärtig.

Für die Forscher ist dies ein eindeutiger Hinweis darauf, dass die Algorithmen während der US-Wahl zugunsten von Elon Musk angepasst wurden. Bereits vor seiner offiziellen Wahlkampfhilfe für den republikanischen Kandidaten hatte Musk eine außergewöhnlich hohe Sichtbarkeit, analysiert die Studie. Durch die Algorithmus-Änderungen wurde dies noch verstärkt. Die Studie spricht von einem "signifikanten zusätzlichen Schub nach der Änderung".

Pro-republikanische Tendenzen

In einem weiteren Schritt verglichen die Forscher Accounts von Republikanern und Demokraten. Sie analysierten über 56.000 Beiträge beider Parteien. Das Ergebnis:  Eine „plattformweite Veränderung“ und ein deutlicher Anstieg der Sichtbarkeit republikanischer Inhalte nach dem 13. Juli 2024. Obwohl Retweets und Likes ausgeglichen waren, stieg die Anzahl der Aufrufe republikanischer Beiträge signifikant stärker als die demokratischer. Die Forscher vermuten eine Empfehlungsverzerrung, die durch Algorithmen wie den „For You“-Feed verursacht sein könnte.

Forderung nach Transparenz

Die Ergebnisse werfen ernste Fragen auf: Wie neutral ist X als Plattform? Die algorithmischen Anpassungen könnten nicht nur die öffentliche Wahrnehmung beeinflussen, sondern auch Wahlen intransparent steuern. Auch Forscher wie Joe Bak-Coleman von der Universität Konstanz betonen, dass X ideologisch nicht neutral agiere und diese Problematik öffentlich diskutiert werden müsse.

Die australische Studie räumt ein, dass der Nachweis einer gezielten Manipulation durch einen veränderten Algorithmus schwer ist. Unzweifelhaft ist aber, dass Algorithmen die Sichtbarkeit von Inhalten steuern und damit Meinungsbildung manipulieren können. Die Studienergebnisse werfen einmal mehr Fragen zur Neutralität von Social-Media-Plattformen auf und zeiten, wie algorithmische Anpassungen den öffentlichen Diskurs beeinflussen können. Es ist daher essenziell, dass Plattformen wie X ihre Algorithmen offenlegen und transparent machen, wie sie Inhalte priorisieren, um eine faire und ausgewogene Meinungsvielfalt sicherzustellen.