Social Media bei der Rheinischen Post: Strategien und Einblicke
Im Interview mit Hanna Fecht, CvD am Social-Media-Desk
Die Rheinische Post hat in den letzten Jahren eine bedeutende Präsenz auf Social Media entwickelt. Mit 54,2K Followern auf Instagram und 23,2K Followern sowie 627.857 Likes auf TikTok ist dieser Erfolg deutlich sichtbar.


Wie groß ist euer Social-Media-Team und mit welcher Struktur arbeitet ihr?
Mich ausgenommen besteht unser Team aus fünf festen Redakteuren und Redakteurinnen. Drei davon kümmern sich hauptsächlich um die Bespielung unserer Kanäle, wo wir einen klaren Fokus auf Video setzen. Die anderen beiden Redakteure betreuen hauptsächlich unsere Community. Sie moderieren die Kommentare auf der Seite und in den Networks und tauschen sich mit ihnen aus. Darüber hinaus haben wir immer einen Azubi bzw. Azubine bei uns, die im Verlag eine Ausbildung als Mediengestalter absolvieren und uns unterstützen. Hin und wieder haben wir auch Volontärinnen und Volontäre bei uns zu Gast.
Wie ist das Social-Media-Team im Medienhaus eingebunden?
Das Team Social ist Teil der Redaktion. So sind wir nah am Nachrichtengeschehen und den RP-Inhalten dran, kennen die Debatten, die innerhalb der Redaktionskonferenzen geführt werden und können auch Hinweise aus der Social-Welt hineintragen. Zudem ist der direkte Austausch mit unseren Autorinnen und Autoren, auch in den Lokalredaktionen, enorm wichtig für uns. So lassen sich immer neue Anknüpfungspunkte finden und Ideen für neue Formate entwickeln. Vor einigen Wochen haben sich z.B. unser Politikchef und unsere Social-Redakteurin zusammengetan und ein Streitgespräch zur Wehrpflicht für Frauen in Videoform aufgenommen. Für ihre Mini-Debatte haben sie sich 60 Sekunden gegeben, die User konnten dank des eingeblendeten Countdowns mitfiebern und hinterher beitragen, wer sie mehr überzeugt hat.
Auch wichtig ist natürlich, dass wir in den Konferenzen mitbekommen, welche Artikel auf der Seite gerade gut performen. Das ist für uns nicht selten ein wichtiges Indiz, dass das Thema auch Social gut laufen könnte. Das gleiche gilt für Hinweise, die uns das SEO-Team liefert.
Wie plant und entwickelt ihr eure Social-Media-Inhalte? Welche Tools nutzt ihr dafür?
Zum Posten verwenden wir, insbesondere bei unseren Facebook-Postings, die Echobox. Diese sucht für uns aus einem vorgegebenem Slot den besten Zeitpunkt zum Posten heraus. Einige Themen planen wir schon mit Vorlauf ein. Bei Wahlen, Ereignissen wie dem AfD-Parteitag in Essen oder Großevents wie die Taylor-Swift-Konzertreihe in Gelsenkirchen wissen wir ja vorab, dass sie stattfinden und können unsere Social-Reporter dort einsetzen oder die Autoren, die ohnehin dort sind, um die Bereitstellung von Videoschnipseln bitten. Der Inhalt ist aber nicht wirklich planbar und hängt von den Ereignissen ab. Die meisten Themen ergeben sich aber im laufenden Tagesgeschäft. Denn wir arbeiten im Social-Team nicht neben unserer Seite her, unser Social-Auftritt ist viel mehr als Schaufenster für unsere vielfältigen Inhalte zu verstehen.
Hanna FechtDas Team Social ist Teil der Redaktion. So sind wir nah am Nachrichtengeschehen und den RP-Inhalten dran, kennen die Debatten, die innerhalb der Redaktionskonferenzen geführt werden und können auch Hinweise aus der Social-Welt hineintragen.
Welches sind die wichtigsten Plattformen für euch?
Instagram und nach wie vor Facebook. Instagram ist inzwischen das beliebteste Netzwerk und auch in unserer Potenzialzielgruppe stark genutzt. Es ermöglicht uns eine tolle Nähe zu unserer Community, hilft uns aber auch – insbesondere mithilfe von Reels – weitere Menschen auf unser Angebot aufmerksam zu machen. Facebook bleibt weiterhin relevant für uns. Das Netzwerk bringt uns derzeit im Vergleich zu den anderen Networks den meisten Social Traffic ein.
Bei Tiktok sind wir natürlich auch. Auch wenn unsere Zielgruppe dort deutlich jünger ist, wollen wir sie unbedingt erreichen und auf uns aufmerksam machen. Als regionale Marke merken wir schon, dass jüngere Menschen etwas mit uns verbinden – sei es durch ihre Eltern oder Großeltern. Was uns gelingen muss, ist, dieses Bild an den richtigen Stellen aufzubrechen. Sie sind schließlich unsere Leserinnen und Leser von morgen.
Welche Strategien verfolgt ihr, um die Interaktion und das Engagement eurer Follower zu erhöhen?
Das ist ein Thema, an dem wir gerade sehr intensiv arbeiten. Insbesondere unsere Redakteure mit dem Schwerpunkt Community. Wir forcieren immer stärker den Austausch mit unserer Community. Das heißt, wir überlegen uns bei geeigneten Themen Moderationsfragen, mit denen wir unter unseren Postings ein Gespräch mit der Community starten. Und dann führen wir diese Gespräche mit ehrlichem Interesse fort und gehen in den Austausch. Zum Teil gibt es auch inhaltliche Nachfragen: Dann wenden wir uns nochmal an die Autorinnen und Autoren der Texte und ergänzen diese, sofern wir sie nicht selbst beantworten können.
Auch wenn die Meinungen leider nicht immer so sachlich und konstruktiv geäußert werden, wie ich mir das wünschen würde, gibt es viele Leserinnen und Leser, die spannende Perspektiven haben und mit uns teilen. Diese sind eine tolle Inspiration für uns – deshalb tragen unsere Community-Redakteure die spannendsten Leser-Impulse täglich in die Digitaldesk-Konferenzen.
Könnt ihr sagen, wie viele Zeitungsabos über Social Media kommen?
Wir generieren eine vierstellige Anzahl an Abos pro Jahr über die Social-Media-Kanäle.

Welche Qualifikationen sollte man mitbringen, um in eurem Team zu arbeiten?
Neben einem multimedialem Skillset vor allen Dingen Mut und Flexibilität. In den sozialen Medien erfolgt das Feedback der Community für die Inhalte unmittelbar. Da gehört es dazu, manchmal auch spontan, Dinge umzuwerfen. Aber man muss eben auch Lust und Mut haben, neue Dinge auszuprobieren und keine Scheu vor dem Sprung ins kalte Wasser haben.
Zum Schluss eine persönliche Frage: Welche Innovation hat euch in der letzten Zeit begeistert?
Eine konkrete Innovation ist schwer zu nennen. Aber alles rundum KI ist für uns als Redaktion spannend. Auf unserer Seite haben wir seit einiger Zeit Audio-Avatare, die mithilfe von KI generiert wurden und die Artikel automatisch mit der Stimme unserer Autorinnen und Autoren vertonen.
Überhaupt wird das Thema KI bei uns im Verlag gerade massiv vorangetrieben. Mit Annika Kiefner wurde ja gerade auch eine KI-Chefin berufen.
Dennoch – und das ist mindestens genauso wichtig – ist der Umgang mit KI bei uns ein verantwortungsvoller. Die Grenzen sind von Verlagsleitung und Chefredaktion klar in intern für alle Redaktionen geltenden Hausregeln abgesteckt. Das halte ich im redaktionellen Umfeld für ungemein wichtig.